05.09.2013

Rübezahl - Die goldene Nuss, Teil 2

Kommen wir also zum zweiten (wer Teil 1 verpasst hat: klickklack!) und auch schon finalen Teil der Rübezahl-Geschichte. Kein längeres Vorwort, Rucksack auf und los! ;o)

Paradroid »Ruebezahl (Part 2)« (2013)

RÜBEZAHL - DIE GOLDENE NUSS (Teil 2)

Die Augen der Königin weiteten sich, ihr Gesicht verzog sich jedoch zu einer Fratze.

»Wo hast du es her? Wo hast du es her?», schrie sie den Knecht an. »Wooo?« Sie schien beim Anblick dieser kleinen Menge Gold vor Gier nach mehr jede Beherrschung zu verlieren. Der arme Knecht zitterte vor Furcht und erzählte ihr von der Begegnung mit dem seltsamen Alten, berichtete wahrheitsgetreu vom gemeinsamen Nachtlager. »Führ mich genau an die Stelle, wo Ihr die Nacht gewesen!«, forderte die Königin ihn auf. Kaum hatte sie dies befohlen spürte der Knecht die unangenehm bedrohlichen Spitzen der Hellebarden der königlichen Wachen an seinem Rücken, welche ihn wortlos zum Vorwärtslaufen drängten. »Schlimmer konnte es kaum noch kommen«, dachte er bei sich, und schritt voran, um die Königin zu besagter Lichtung zu führen.

»Nun, was glotzt Ihr so?«, rief die Königin ihren Untertanen zu. »Lasset mich allein!« Sie hatte das Gewand einer Bettlerin angelegt und wartete einige Zeit, bis Rübezahl erschien. Er nahm einen langen Zug aus seiner krummen Tabakpfeife, während er sie betrachtete und fragte: »Gute Frau, was tut Ihr allein im Wald? Der Tag geht zu Ende, hier draußen ist´s kalt und es gibt wilde Tiere!«.

Sie log: »Ich suche Gold für die Königin, finde aber keines, es ist kalt und ich habe nicht mehr viel Proviant!« Rübezahl, der wusste, dass man Menschen weniger trauen konnte als Tieren, erbot trotzdem seine Hilfe. »Nun, vielleicht kann ich Euch helfen. Aber ich bin alt, könntet Ihr also ein wenig Holz schlagen, um ein gemeinsames Nachtlager zu wärmen?« Die Königin, die in ihrem Leben noch nie schmutzige Hände hatte, überkam allein bei dem Gedanken an die körperliche Mühe pures Schaudern. So log sie siegessicher weiter: »Nun, Väterchen, ich bin zu müde, vielleicht könntet Ihr...« Da unterbrach sie Rübezahl: »Schon gut!«, sprach er und verschwand im tiefen Holz. Währenddessen ließ sich die Königin gut schmecken, was ihr der Leibkoch eingepackt hatte: Wein, Pastete und Obst.

Als der alte Berggeist zurückkehrte und mit seinem Stock Funken auf das Holz springen lies und dieses so entzündete, reichte sie ihm eine Nuss. »In meinem Beutel sind nur noch zwei Walnüsse. Nimm eine, es ist nicht viel, aber die andere brauche ich noch für den Hunger am Morgen.« Er nahm die angebotene Nuss. »Danke! Mehr brauche ich nicht.« Natürlich hatte Rübezahl, der zwischendurch die Gestalt eines Eichhörnchens angenommen hatte, alles beobachtet. Nun konnte er sicher sein, niemand anderen als die gierige und herzenskalte Königin vor sich zu haben. Bald, nachdem er sich ein letztes Pfeifchen für diesen Tag gestopft und geraucht hatte, schloss er die Augen und schlief. Darauf hatte die Königin, die ihre Augen nur zum Schein geschlossen hatte, nur gewartet. Sie durchsuchte die Taschen des Alten, fand aber kein Gold.

»Wo hat er´s nur, wo hat er´s nur?«, murmelte sie wutentbrannt vor sich hin. »Wo?«. Sie wurde immer zorniger und würgte schließlich den alten Mann im Schlaf, welcher darauf die Gestalt eines schwarzen Hundes annahm und ihr entwischte. Sie rannte ihm hinterher, sprang hier und da ins Leere. Als sie außer sich vor Wut und mit kaum genug Luft zum Weiteratmen innehielt, verwandelte sich der Berggeist zurück in seine ursprüngliche Gestalt. »Wer sich die Menschen zu Untertanen macht und von Gier getrieben wild umher läuft, der soll besser Wurzeln schlagen!«, rief er ihr zu und noch ehe die Königin etwas erwidern konnte, zeigte Rübezahl mit seinem Wanderstab auf sie, woraufhin sie sich in einen Baum verwandelte. Er hielt noch kurz inne, dann drehte er den Stab, nahm die Gestalt eines Raben an und entschwand in die Krone, die nun anstelle von Gold für alle Ewigkeiten aus Holz bestehen sollte.

Der Knecht heiratete kurz nach dem nie geklärten Verschwinden der Königin deren Tochter, welche nun die königliche Krone trug. Es gab freilich ein riesiges Fest, alle Menschen des Landes sangen, tanzten und tranken vor Freude über die frohe Kunde. Von alters her war es Brauch, dass das Brautpaar gemeinsam einen Stamm zersägt. Die kräftigsten Burschen wurden in den Wald geschickt und kehrten alsbald mit einem Nussbaum zurück, welchen sie geschlagen hatten. Unter den anfeuernden Rufen der Knechte und Mägde ließ das jungvermählte Paar das Sägeblatt durch das Holz gleiten. Als der Baum dann endlich in zwei Teile zerfiel, rollte aus dessen Krone eine einzelne Nuss hervor, welche sogleich zu Gold wurde.

Ein schwarzer Rabe, welcher von einem Dach aus alles beobachtet hatte, erhob sich darauf hin und flog in Richtung des Waldes, um sich dort eine weitere Pfeife zu stopfen.

- ENDE -


So war das also, liebe Kinderlein! ;o) Nochmal innigsten Dank an die mitstreitenden Lizzard, Paradroid und Til_o.! *ineinenhundverwandel* + *verschwindibus*

2 Kommentare:

  1. Der Abgang der Mär ist natürlich der Hammer. Lob.

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    1. Mit Lob kann ich genauso wenig umgehen, wie mit Kritik. Aber immerhin kommt Minge nicht drin vor. ;o)

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Vielen Dank für´s Gespräch! ;o)