01.03.2013

Knüppel ausm Sack!

Ha, mir fielen noch ein halbes Dutzend anderer Überschriften ein, allerdings wäre es billig irgendeine Wortgruppe aus dem Hut zu zaubern, in der jedes R gegen ein L ersetzt wäre, oder sich anderweitig irgendwelcher asiatischen Klischees (à la Frontscheibe süßsauer bitte oder einmal die Nummer 46 mit Pressefreiheit) zu bedienen. Wie auch immer. Offenbar bekam ein Kamerateam der ARD den Baseballschläger der chinesischen Kulturwächter zu schmecken (SZ-Artikel dazu).

Ein paar tausend Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt und daher immer einen Besuch wert, auch mit Kamera: die Baude auf dem Kahleberg im Osterzgebirge. ;o)


Gedreht werden sollte ein Beitrag über die bauliche Urbanisierung ländlicher Gegenden in China. Drehgenehmigung wurde keine beantragt, was zwar ofiziell als rechtens gilt, jedoch etwas mutig scheint. Kein Mensch würde z. B. einem grimmig dreinblickenden Hund die Hand ans Hinterteil legen, nur weil ein Schild mit der Aufschrift Nicht auf den Rasen kacken! am Zaun hängt. Das investigative Team des ersten deutschen Fernsehens drehte also munter drauf los und filmte in einem Dorf dessen Gebäude und Bewohner. Diese reagierten angewidert und während der Abreise wurde der Transporter der Journalisten gerammt, zum Stehen gebracht und anschließend mit Knüppeln, Fäusten oder Baseballschlägern (je nachdem, wo man es liest, variieren die Angaben) traktiert. Hat der NDR einen Sachschaden zu beklagen, Personen kamen keine zu Schaden.

Ist natürlich nicht das, was einem hierzulande als typisch asiatische Abgeklärtheit und innerem Ruhepol verkauft wird, aber aus Sicht der Einheimischen (wenngleich die Angreifer auch nur polizei- oder systemgetreue Schläger gewesen sein könnten) kann man diese Art der Reaktion doch ein wenig nachvollziehen. Wahrscheinlich haben sie sich noch schnell angesehen, was das öffentlich rechtliche Fernsehen so fabriziert und kamen zu der blitzgescheiten Entscheidung, wenigstens ein kleines Zeichen gegen die zwangsgebührenfinanzierte und vom Ertrag an exotische Orte reisende Meute setzen zu können.

Komm ich ausnahmsweise mal zu dem Schluß: Schon GEZahlt? Na klar, dafür gerne! ;o)

Roky Erickson »Bloody Hammer« (1984)

4 Kommentare:

  1. Es sind IMMER böse Büttel die einem Kamerateam der freien und gerechten Welt heimleuchten. Der einfache systemkritische Dissident oder Dorftrottel wäre doch hocherfreut, wenn sein Land vor den Augen der Welt mal wieder durch den Dreck gezogen wird.
    Apropos systemkritisch: So falsch kann es doch nicht sein den chinesischen Wanderarbeiter mit Hungerlöhnen am Arbeitsleben zu erhalten. Der Chinese ist da weiter als wir. Der hat schon Hartz8 eingeführt als es bei uns noch Arbeitslosenhilfe gab.

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    1. Ja, der Kapitalkommunismus, oder wie das heißt, ist schon ein flinkes Wesen. Während man sich in Bad Hersfeld noch beschwert, als Amazon-Mindestlöhner in einer Sammelunterkunft wohnen zu müssen, gibt es in China schon mal halbe Orte dieses Musters. Ab und zu brennen die auch noch ab. Dann kommen da ein paar deutsche mit Kameras und einem nagelneuen VW-Transporter und wundern sich. Was glauben die, was der Werksschutz einer beliebigen deutschen Firma mit 3 Chinesen gemacht hätte, die einfach mal losfilmen? Die hätten genauso was auf ihre Kontrabässe bekommen!

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  2. Wie heißt es doch so schön schaurig? Wer sich in Gefahr begibt.... Selbst schuld. Was hat uns Mitteleuropäer zu interessieren, ob in China ein Sack Reis umfällt und dabei dieses Geschehen auch noch zwangsgebührenfinanziert dem BRD - Glotzer spät abends beim Flasch´Bier kredenzt wird?

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    1. Wen da was interessiert, ist ne andere Frage, aber eine vor den Latz zu bekommen, weil man sich offenbar für sehr toll hält, ist nur logisch.

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Vielen Dank für´s Gespräch! ;o)