14.02.2014

der unsichtbare Nazi

Nennen wir ihn Rolf. Nein, besser, wir nennen ihn Zoltán (sein Vater war Ungar, seiner Mutter arische Urdeutsche mit mährischen Wurzeln), wie auch immer... er ist ein Sympathisant von allem, was mit N anfängt. Nein, Nutella nicht. Nehmen wir mal an, er hängt mit seinen Kumpels und seiner neuen Freundin Jaqueline im Geibelt-Bad in Pirna rum. Das einschägige Shirt im Spind, ein Hasseröder in der tätowierten Faust, den ölstandgecheckten Golf auf dem Parkplatz.

Szenenwechsel, Drježdźany, 13. Februar. Genau, der 13. Februar. Uwe und Mandy (Namen geändert, aber der Redaktion bekannt - das wollte ich schon immer mal in Klammern schreiben) fassen sich an den Händen. Aua, Uwe du Arsch! Jetzt hast du mich mit Wachs betropft, das tut weh, Alter! Sorry, du, Mandy, das ist doch wegen den Nazis. Ach so, dann geht´s, kein Problem. Welche Nazis eigentlich? Die zwei Ärsche mit dem Tapeziertisch am Strasburger Platz? Nein Mandy, das sind Jehovahs Zeugen, die finden wir gut, wir sind doch tolerant. Aso, na klar, die sind voll dufte - aber welche dann? Na die, die da drüben an der Hand von der Oberbürgermeisterin! Was der Stani ist ein Nazi, der ist doch katholisch? Nein, nicht am Ministerpräsidenten, an der Helma!

Uwe trinkt noch ein Bier und rülpst ein paar tierisch im Weg stehende Bullen an. Mandy sinniert inzwischen über Uwes unrasiertes Benehmen und über die netten Zeugen Tillichs, kommt aber alsbald in ihren Gedankengängen mächtig durcheinander, wobei sie Uwe erneut mit Wachs beträufelt, worauf dieser die rechte Hand des Gegendesmonstranten zu seiner Linken (voll peinlich: er stand verkehrt herum) losläßt, um ihr eine zu scheuern.

Währenddessen kratzt sich Zoltán, nein - Rolf, am Kopf und fragt seine Jaqueline: Mir ist, als wäre noch was gewesen, heute oder demnächst, aber ich komm nicht drauf. Die Angesprochene, von allen nur lieb Schaggi genannt bekommt glasige Augen. Mensch, du hast an den Scheißvalentinstag gedacht! Du bist der Größte! Dann fällt es dem Kahlkopf wieder ein: Ornee, wir wollten doch noch nach Dresden, Gegendemonstranten verprügeln! Aber letztenendes siegt der Durst, nein, die Vernunft. Bestellt noch ein Bierchen und macht noch nen Kopfsprung (Jaqueline sieht das so gerne).

Und wenn sie nicht gestorben sind... (blöd: sie werden ja immer wieder geboren), stehen die Zeugen Jehovahs noch morgen an der Kreuzung. ;o)

Slime »Polizei SA-SS« (»Soundracks zum Untergang«, 1980)

2 Kommentare:

  1. Puh! Mein Sohn (5) [Wollt ich auch immer schon mal schreiben ;-] ist im Monent immer versessen auf happy Ends. Bevor ich noch eine Geschcihte zu lesen beginne, wir einen Film sehen... willer wissen: Geht das eh gut aus?

    Hmmmm - sie weden immer wieder geboren...

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    1. Ein Happy End liegt ja auch immer im Auge des Betrachters. Für das Kind empfehle ich aber lieber die Zoofotos. ;o)

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Vielen Dank für´s Gespräch! ;o)