Das omnipräsente, wie die letzte Schlacht auf Erden gefeierte, Thema dieser Tage ist wohl Jan Böhmermanns Schmähgedicht (gute Chancen zum [Un-)Wort des Jahres?) über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Und nun, wo praktisch alle relevanten und nicht relevanten Personen ihre Meinung dazu geäußert haben, möchte ich an dieser Stelle auch noch ein Löffelchen Senf reichen...
Mal abgesehen davon, ob man Böhmermanns Verse nun qualitativ berauschend oder eher abführend findet und die Frage, was Kunst, respektive Satire hierzulande darf und was eben nicht, stellt sich nur die Frage, wie sehr sich die Landesoberen zum Gespött machen, überhaupt darauf zu reagieren. Natrürlich gibt´s Paragraphen, hier wie da, die solch blasphemisches Bohei nicht gutheißen. Aber so ein Akt, wegen einer Aufführung eines Komikers auf einem Sender, den die Meisten wahrscheinlich nicht mal empfangen können? Hat Erdoğan vielleicht irgendein Zusatzpaket zum normalen Antennenfernsehen gebucht, oder am Ende womöglich das komplette Sky-Programm in HD? Schon klar, dass ein Präsident, in Zeiten wie diesen, wo der Grat zwischen Schurkenstaat und Bündnispartner von einem Tag auf den anderen ohne dicke Brille manchmal kaum auszumachen ist, abends auch mal mit runtergekrempelten Socken am heimischen TV-Gerät ein bisschen rumzappt um abzuschalten, denn schließlich hat er tagsüber genug Probleme an der Backe. Aber dann sollte er sich entspannt schlafen legen und am nächsten Morgen gefälligst mit bester Laune wieder zur Tagesordnung übergehen. Machen Millionen Fachkräfte jeden verfluchten Tag so. ;o)
Und weil gerade nichts anderes zur Hand ist, widmen wir uns im abschließenden musikalischen Beitrag dem neuen Projekt von Ministry´s Al Jourgensen, so bunt, hektisch und verwackelt wie eben jenes Thema. Uncle Al würde sich darüber sicher beömmeln. Ich schick ihm gleich ne Mail...
In diesem Sinne: danke für die Aufmerksamkeit & Şerefe!
Surgical Meth Machine »I Don´t Wanna« (»Surgical Meth Machine«, 2016)
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In der Tat, in der Tat! Von der Medien - Meute wird jeden Tag ein Ballon aufgeblasen und an ihm herum gekatscht, bis dieser mit lautem Knall platzt. Damit muss eben das Geld verdient werden, um sich und die beteiligten Aktionäre / Gesellschafter am Leben zu erhalten. Das Volk möchte Unterhaltung, also unterhalten wir es. So lange, bis der gekatschte Luftballon eben platzt. Und dieser heißt aktuell Erdogan / Böhmermann.Nun ist der gute Jan für ein paar Tage untergetauscht. Es kann sein, dass er Morddrohung etc. pp. - das übliche Instrumentarium menschlicher Verblendung eben - erhalten hat. Wenn der Qualm aus dem Feuer, das er durch seinem Traktat gelegt hat, sich verzieht, taucht er wieder auf. Die überzogenen Reaktionen auf sein frevelhaftes Tun wird er noch aushalten müssen. Und eine bessere Quote nebst erheblicher Einkommenssteigerung durch das mediale Interesse wird auch ihm gewiss sein.
AntwortenLöschenPräzise Zusammenfassung! ;o)
LöschenUnd dann stürzen wir uns auf die nächste Staatspleite, Exit-Szenarien, humanitäre oder sonstwas für ne Katastrophe und am Ende kommt, zuverlässig, wie jedes Jahr, das Sommerloch...